2024-01-10
Ich bin im Grunde meines Herzens ein zurückhaltender, introvertierter Mensch, ich habe es gerne leise und ruhig und mag keine Menschenansammlungen über vier Personen. Schon in der Grundschule hat man mir in der Mitarbeit nur ein befriedigend gegeben. Für ein Mädchen war das ja auch schon recht. Partys mag ich gar nicht, Feierabendrunden mit den Kollegen sind mir ein Graus. An der Uni habe ich mich an meinen eigenen Worten fast verschluckt. Sprechen vor vielen Menschen? Ungern.
Viele Menschen kennen mich aus einem beruflichen Kontext als Seminarleiterin. So wie Meryl Streep das wohl gesagt hat: „Ich stehe nicht gern auf der Bühne, wenn ich Meryl bin, also ich selbst. Aber wenn ich eine Rolle spiele, kriege ich fast alles hin.“ (habe ich in der Brigtte 02/24 gelesen) Geht mir auch so, wenn ich mich in feines Tuch werfe und meinen Seminarkoffer neben mir stehen habe, bin ich ein anderer Mensch. Showtime. Ich bin fachlich kompetent, witzig, schlagfertig, empathisch und zu 120% konzentriert. In der Pause brauche ich einen Rückzugsort um mich wieder zu sammeln.
An schlechten Tagen glaube ich, dass ich nur von Extros umgeben bin, also all diese vermeintlich witzigen lauten Menschen, die den ganzen Saal unterhalten, immer und überall nur im Mittelpunkt stehen, jede Menge Freunde haben und sich natürlich die einträglichsten Aufträge an Land ziehen. Lobbyarbeit, Netzwerken, überall einen kennen oder so tun als ob, immer was wissen und zu jedem Thema ihre Meinung kundtun.
Was gehen mir diese Leute auf die Nerven, ich bin so neidisch auf dieses vermeintlich lockere Spiel mit der Kommunikation. Ich bin so sauer auf die Führungskräfte, die nur den Lauten zuhören und uns Leisen nicht wahrnehmen. Mich nervt es, wenn ich an der Theke übersehen werde, weil einer wieder laut nach einem Getränk schreit und ich bin immer wieder verblüfft, wie oft ich wohl unsichtbar bin, da mich Leute einfach übersehen, überrennen, überstimmen. So jetzt habe ich mich aber in Rage geschrieben. Musste einfach mal raus!
Es könnte auch sein, dass alle Menschen irgendwie und irgendwann eine Rolle spielen (sowie Meryl) und vor der Theke so tun als ob sie selbstbewusst und durchsetzungsfähig wären, oder so tun als ob sie wirklich Ahnung von dem hätten was sie so von sich geben (Ein langer verschachtelter Satz reicht heutzutage aus – siehe Maischberger, Illner, Lanz)
Die „Tun als Ob“ – Übung ist eine hervorragende Möglichkeit sich Dinge vorzustellen und die Zukunft vorwegzunehmen. (Wir wollen ja schließlich beim BLOG-Thema bleiben, und uns auf die Rente vorbereiten)
Tu mal so, als ob du heute einen sehr guten Tag hast und sei glücklich. Na lächelst du?
Tu mal so, als ob du ein ganz zugewandter Mensch wärst.
Tu mal so, als ob du sportlich wärst. Da geht noch was den Berg rauf oder?
Tu mal morgen früh so, als hätte das Rentenzeitalter begonnen. Wie fühlt es sich an?
Ab und an kann es sehr hilfreich sein eine Rolle einzunehmen und einfach mal die Rampensau zu spielen, probiere es aus und schreib mir wie es war, für einen Moment Meryl Streep zu sein.
Dory - 16:55:20 @ Allgemein | Kommentar hinzufügen
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