Gabi, 58
Gabi kenne ich seit dem ersten Tag meines Studiums. Schon lange her, wir haben den Kontakt trotz weiter Entfernungen gehalten. Oder sagen wir eher mal – ich habe den Kontakt gehalten. Gabi freut sich, wenn ich mich melde, aber von ihr kommt eigentlich nichts. Ich glaube noch nicht einmal, dass sie nicht will, aber sie lebt inzwischen so in ihrer eigenen (Arbeits-) und Katzenwelt, dass für mich kein Platz ist. Irgendwie hänge ich aber doch an ihr, so dass ich immer wieder mal einen Versuch gestartet habe.
Bei Gabi ist immer alles gut, keine Probleme, keine Sorgen, hatte zwar schon zwei Herzinfarkte, aber damit kommt sie wie sie sagt auch gut zurecht. Gabi öffnet ihre Gedankenwelt nur im absoluten Notfall oder wenn sie angetrunken ist. Sonst wohnt sie gerne alleine, bleibt am liebsten zu Hause bei ihren Katzen, schaut gerne Fernsehen, ab und an macht sie Sport. Sie will schlank bleiben, ist stark mit ihrer Familie verwurzelt und hat für ihre Rente vorgesorgt. Sie hat sich ein Haus neben dem Haus ihrer Schwester gekauft. Ein paar Jahre wird sie noch arbeiten.
Ich habe mich viel mit Warnehmungstypen aus dem NLP beschäftigt, einfach um besser mit Menschen kommunizieren zu können und auch um Menschen wie Gabi besser zu verstehen. Hier eine kleine Kurzform:
Da gibt es eher visuelle Menschen, die farblich abgestimmte Klamotten tragen, ggf. ein Farbkonzept in ihrem Haus haben, diejenigen, die gerne schreiben, lesen und Filme schauen, visuelle Typen brauchen ein Plan und melden sich gerne mit Postkarten oder über whatsapp.
Es gibt die auditiven Menschen, die gerne telefonieren und reden und immer und überall Musik hören, diejenigen, die am liebsten laut lernen, die Hörgeschichten mögen, die schnell eine Sprache lernen. Die diskutieren und sich Anweisungen am liebsten erklären lassen Bei der Kontaktaufnahme ist es daher gut anzurufen oder gleich vorbei zu gehen.
Und es gibt die kinästhetischen Typen, diejenigen, die fummeln und ausprobieren, die gerne körperlichen Kontakt suchen und haben, denen man die Emotionen ansieht, weil sie oft rote Flecken im Gesicht haben. Diese Menschen öffnen ihr Herz und offenbaren Gefühle und die Klamotten sind nicht unbedingt zusammen passend, sondern hauptsächlich bequem. Beim Kontakt in den Arm nehmen und gerne emotional werden.
So und was mache ich jetzt mit Gabi? Nach außen visuell, beim Gespräch eher auditiv, kinästhetisch eher gar nicht. Was bist du für ein Typ, wie kann man gut mit dir in Kontakt kommen, wie kannst du andere Leute aus der Reserve locken?
Was lerne ich von ihr? Gabi bringt mich dazu, mich mehr mit den „Eigenarten“ von Menschen zu beschäftigen, tolerant zu sein und zu hin und wieder über meinen Schatten zu springen,